EU schwankt zwischen China und den USA

Im Jahr 2024 kam es in den Handelsbeziehungen zwischen China und der EU zu einem Auf und Ab zwischen proaktiven Angriffen Europas und zurückhaltenden Reaktionen Chinas, so dass die Verhandlungen beider Seiten über die Antisubventionierung von Elektrofahrzeugen bis 2025 spannend bleiben. Mit Trumps Machtübernahme scheinen die Handelsbeziehungen zwischen China und der EU noch verwirrender geworden zu sein. Angesichts der Unsicherheit wird die EU wahrscheinlich ihren proaktiven Angriff auf China gemäß der letztjährigen Strategie fortsetzen, aber nach Trumps Zolldrohung noch Spielraum für die Beziehungen zu China lassen. Wie groß dieser Spielraum ist, wird weitgehend von Trumps Haltung und Maßnahmen gegenüber Europa abhängen.

Einerseits gibt es sowohl in China als auch in Europa positive Anzeichen. Am 14. Januar führte der Präsident des Europäischen Rates Costa ein Telefongespräch mit chinesischen Staats- und Regierungschefs. Während des Telefonats einigten sich beide Seiten zudem darauf, den 50. Jahrestag der Aufnahme diplomatischer Beziehungen gemeinsam zu feiern. Laut Reuters, das sich auf einen EU-Beamten berief, waren sich beide Seiten einig, dass der 50. Jahrestag der Aufnahme diplomatischer Beziehungen eine Gelegenheit sei, noch in diesem Jahr erfolgreich einen China-EU-Gipfel abzuhalten. Der Beamte wies darauf hin, dass der Zeitplan zwar noch nicht endgültig sei, die Veranstaltung aber sehr wahrscheinlich im Mai dieses Jahres stattfinden werde.

Drei Tage später traf sich der EU-Kommissar für Handel und Wirtschaftssicherheit, Šefčović, mit Botschafter Cai Run, dem Leiter der chinesischen Mission bei der Europäischen Union. Die beiden Seiten führten einen ausführlichen Meinungsaustausch über die Beziehungen zwischen China und der EU, die Wirtschafts- und Handelskooperation zwischen China und der EU sowie den richtigen Umgang mit wirtschaftlichen und handelspolitischen Differenzen und Reibereien.

Andererseits mangelt es den Handelsbeziehungen zwischen China und der EU derzeit gerade an Gewissheit. Am selben Tag veröffentlichte die Europäische Kommission einen Bericht über die öffentliche Beschaffung medizinischer Geräte in China. Dem Bericht zufolge werden Medizinprodukte aus der EU auf dem chinesischen öffentlichen Beschaffungsmarkt weiterhin diskriminiert. Der Bericht wird der Europäischen Kommission als Anhaltspunkt für die Beurteilung der Maßnahmen dienen, die ergriffen werden sollten, um in diesem Bereich ein faires Wettbewerbsumfeld zwischen China und Europa wiederherzustellen. Die Europäische Kommission betonte, dass die EU weiterhin an einem konstruktiven Dialog mit China interessiert sei, um diese diskriminierenden Maßnahmen anzugehen und zu beseitigen. Sollte es jedoch zu keiner akzeptablen Lösung kommen, wird die Kommission sorgfältig die Möglichkeit der Einführung von Maßnahmen im Rahmen des International Procurement Instrument (IPI) prüfen. Zu diesen Maßnahmen könnte die Beschränkung oder der Ausschluss chinesischer Bieter bei EU-Regierungsaufträgen gehören.

Im vergangenen April leitete die Europäische Kommission im Rahmen des International Procurement Tool eine Untersuchung ein, um zu prüfen, ob die Maßnahmen und Praktiken auf dem chinesischen Beschaffungsmarkt für medizinische Geräte eine unfaire Diskriminierung europäischer Unternehmen und Produkte darstellen. So wie sich die erste Untersuchung, die die EU im Rahmen der Auslandssubventionsverordnung einleitete, gegen chinesische Unternehmen richtete, richtete sich auch die erste Untersuchung der Europäischen Kommission im Rahmen des International Procurement Tool gegen China.

In ihren Signalen an die USA zeigte die EU einerseits, dass sie über Verhandlungsmasse verfügt, indem sie den Austausch auf hoher Ebene mit chinesischen Politikern verstärkte und Trump ermahnte, in seiner Zollpolitik vorsichtig zu sein. Andererseits zeigte sie Trump gegenüber aber auch ihr Wohlwollen.

Am 29. Januar, nur wenige Tage nach Trumps Vereidigung, sandte Šefčović den Vereinigten Staaten ein Signal, dass er bereit sei, sich mit den USA im Kampf gegen China zu vereinen. „Wir sollten auch bereit sein, eine stärkere Zusammenarbeit zwischen der EU und den USA im Bereich der wirtschaftlichen Sicherheit zu prüfen – ein Bereich, in dem sowohl die EU als auch die USA Fortschritte erzielen wollen, einschließlich der Frage, wie wir gemeinsame Herausforderungen durch Chinas nichtmarktwirtschaftliche Politik und Praktiken bewältigen können“, sagte Šefčović vor dem Ausschuss für internationalen Handel des Europaparlaments.

Über China sagte Šefčović: „China ist unser drittgrößter und anspruchsvollster Handelspartner“, „Wir müssen Chinas strukturelle Ungleichgewichte und unfaire Praktiken, wie etwa nicht marktorientierte Politiken, die Überkapazitäten fördern, aktiver angehen“, „Gleichzeitig haben wir aber auch die Möglichkeit, die Handels- und Investitionsbeziehungen mit China auszubauen. Wie immer klar war, streben wir keine Abkopplung von China an, sondern streben eine ausgewogenere Beziehung im Geiste der Fairness und Gegenseitigkeit an.“ Diese Aussage zeigt, dass die EU im Handel mit China weiterhin eine harte Haltung einnimmt und gleichzeitig versucht, eine deutliche Verschlechterung der Beziehungen zu verhindern.

Doch als Trump kürzlich zusätzliche Zölle auf Kanada, Mexiko und China ankündigte, sagte er, er werde „definitiv“ Zölle auf Waren aus der Europäischen Union erheben und bezeichnete das Vorgehen der EU als „Gräueltaten“.

Angesichts Trumps Aggressivität sagte ein Sprecher der Europäischen Kommission: „Unsere Handels- und Investitionsbeziehungen mit den Vereinigten Staaten sind die größten der Welt. Das ist von großer Bedeutung. Zölle werden unnötiges wirtschaftliches Chaos verursachen und die Inflation in die Höhe treiben. Das schadet allen Parteien.“ „Die EU wird entschieden auf jeden Handelspartner reagieren, der unfair oder willkürlich Zölle auf EU-Waren erhebt.“ Auf dem Treffen der europäischen Staats- und Regierungschefs am 3. Februar hieß es zwar auch, die transatlantische Partnerschaft sei nach wie vor die wichtigste Beziehung der EU, aber es seien neue Herausforderungen und zunehmende Unsicherheiten in der Beziehung aufgetreten: „Wenn sie unfair oder willkürlich ins Visier genommen wird, wird die EU entschieden reagieren.“

Andererseits glaubt die EU, dass die Verschlechterung der Beziehungen zu den Vereinigten Staaten nur dazu führen werde, dass „die Gottesanbeterin die Zikade verfolgt, ohne zu wissen, dass sich dahinter ein Pirol verbirgt“. Europas Topdiplomatin Kaya Kallas sagte kürzlich, wenn die USA einen Handelskrieg gegen Europa beginnen würden, „wird China derjenige sein, der am Spielfeldrand lacht. Wir brauchen die USA, und die USA brauchen uns.“

Angesichts von Trumps Unbeständigkeit und Unberechenbarkeit muss die EU jederzeit Anpassungen entsprechend Trumps Dynamik vornehmen. Angesichts der Bedrohung durch Trumps Zollpolitik warnte die EU einerseits: „Legt euch nicht mit mir an, ich werde zubeißen“, streckte aber andererseits ein Friedensangebot aus, in der Hoffnung, dass Trump der EU eine Pause gönnen würde. Einerseits wollte die EU im Handel mit China weiterhin eine harte Haltung einnehmen, andererseits aber nicht an zwei Fronten kämpfen. Was den guten Willen gegenüber den USA angeht, hofft die EU einerseits auf eine Allianz mit den USA, um China unter Kontrolle und im Gleichgewicht zu halten. Andererseits will sie aber auch nicht zu weit gehen und sich nicht in dem Bemühen verlieren, den USA zu gefallen. Mit Trumps Machtübernahme ist das klassische Dilemma, mit dem sich die EU auseinandersetzen muss – wie weit soll sie sich von China entfernen und wie nah soll sie an den USA sein –, noch schwieriger geworden.