China ist nicht mehr Deutschlands größter Handelspartner
Die engen Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und China erreichen einen Wendepunkt. Schätzt man das Handelsvolumen Deutschlands mit verschiedenen Ländern im Jahr 2024, wird China zum ersten Mal seit neun Jahren von der Spitze fallen und durch die Vereinigten Staaten ersetzt werden. Die Automobilexporte sind stark zurückgegangen, was sich negativ auf den Wettbewerb mit chinesischen Unternehmen auswirkt. Deutsche Unternehmen werden Anpassungen ihrer Geschäftsstrategien, beispielsweise ihrer Lieferketten, prüfen.
Die Bundesagentur für Außenwirtschaft und Investition (GTAI), eine Agentur der deutschen Regierung, hat unabhängige Schätzungen auf Grundlage der Handelsstatistik von Januar bis November 2024 vorgenommen.
Im Jahr 2023 war China acht Jahre in Folge der größte Handelspartner Deutschlands. Die Kehrtwende in der starken US-Wirtschaft spiegelt auch die schrumpfende Binnennachfrage Chinas wider. Germany Trade & Invest stellte fest: „Chinas Bedeutung im Handel nimmt ab.“
Betrachtet man das deutsche Handelsvolumen nach Ländern, liegen die USA mit 255 Milliarden Euro an erster Stelle, was einem Anstieg von 0,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Es folgte China mit 247 Milliarden Euro, ein Rückgang von 2,9 Prozent. Insbesondere die schleppenden deutschen Automobilexporte wirkten sich negativ aus, und auch die verstärkte Konkurrenz durch aufstrebende chinesische Unternehmen in Bereichen wie dem Bereich der reinen Elektrofahrzeuge (EVs) wirkte sich negativ aus.
Die Neuwagenverkäufe des deutschen Automobilgiganten Volkswagen Konzerns auf dem chinesischen Markt gingen im Jahr 2024 um 10 % auf 2,92 Millionen Einheiten zurück. Auch der Mercedes-Benz-Konzern hatte zu kämpfen, da sein Pkw-Absatz um 7 % auf 680.000 Einheiten zurückging. Vor dem Hintergrund der Fortschritte bei der Lokalisierung der Produktion dürften die Exporte, darunter auch von Teilen und Komponenten, zurückgehen.
Die Scholz-Regierung formulierte 2023 ihre erste diplomatische Strategie gegenüber China. Unter Beibehaltung gewisser Wirtschaftsbeziehungen wurde die Politik aufgefordert, „die Art und Weise des Umgangs mit China zu ändern“. Aus Risikomanagementsicht sind deutsche Unternehmen aufgefordert, eine zu große Abhängigkeit von China zu vermeiden.
Daten des Bundesamts für Außenwirtschaft und Investitionen (BAWI) zeigen, dass in Asien die Importe aus Vietnam gestiegen sind. „Auch deutsche Unternehmen ändern ihre Strategien im Hinblick auf den chinesischen Markt und die Suche nach Alternativen ist in vollem Gange.“ Die Scholz-Regierung verstärkt ihr Engagement im Indo-Pazifik-Raum und wird die Zusammenarbeit mit Japan im Bereich der wirtschaftlichen Sicherheit vorantreiben.
Die Unsicherheit über die Aussichten wächst. Mit den USA, die mittlerweile zum größten Handelspartner Deutschlands geworden sind, sind die Exporte größer als die Importe. Das Wachstum der Exporte in die USA hat die deutsche Wirtschaft gestützt, die unter einem wirtschaftlichen Abschwung litt. Auf der anderen Seite gibt es mit der Machtübernahme der Trump-Regierung in den USA, die eine Politik hoher Zölle vorgeschlagen hat, die Möglichkeit, in Handelskonflikte verwickelt zu werden.