Frankreich will EU-Mercosur-Abkommen verzögern und riskiert damit dessen Scheitern
Frankreich drängt auf eine Verzögerung des Abschlusses eines Freihandelsabkommens zwischen der Europäischen Union und einigen der größten südamerikanischen Volkswirtschaften. Dieser Schritt könnte das Abkommen gefährden.
Die französische Regierung möchte die Unterzeichnung des Abkommens mit dem Mercosur-Block, dem Argentinien, Brasilien, Uruguay und Paraguay angehören, mindestens bis Anfang nächsten Jahres verschieben, wie mit den Gesprächen vertraute Personen berichten. Die Unterzeichnung war ursprünglich für den 20. Dezember geplant.
Ein Scheitern der Unterzeichnung bis Ende des Jahres – an dem seit 25 Jahren gearbeitet wird – birgt die Gefahr, dass die laufenden Verhandlungen scheitern, so die anonymen Quellen.
Ein Sprecher des französischen Außenministeriums erklärte, das Abkommen sei in seiner jetzigen Form nicht akzeptabel.
Das Abkommen zielt darauf ab, einen integrierten Markt mit 780 Millionen Verbrauchern zu schaffen und damit den angeschlagenen Produktionssektor der EU sowie die riesige Agrarindustrie des Mercosur zu stärken. Es würde beiden Regionen zudem helfen, sich von den USA zu diversifizieren, nachdem Präsident Donald Trump weltweit Zölle verhängt hatte, um den Welthandel zugunsten der amerikanischen Wirtschaft umzugestalten.
Das Abkommen würde außerdem die Position der EU in einer Region stärken, in der China sich zu einem wichtigen Industrielieferanten und Hauptabnehmer von Rohstoffen entwickelt hat.
Mehrere europäische Länder, insbesondere Frankreich und Polen, lehnen das Abkommen aufgrund seiner Auswirkungen auf den europäischen Agrarsektor seit Langem ab. Europäische Landwirte befürchten, dass ein Zustrom von Waren aus Lateinamerika, die nach niedrigeren Standards produziert werden, sie benachteiligen würde.
Die Europäische Kommission, das Exekutivorgan der EU, hat kürzlich zusätzliche Garantien zum Schutz des europäischen Agrar- und Lebensmittelmarktes vorgelegt, um die Skeptiker zu überzeugen.
Die französische Regierung fordert laut Insidern stärkere Schutzmaßnahmen für ihre Agrarindustrie.